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Abgefahrene Fotos

12.Mai

Heute Morgen werden wir (höchstwahrscheinlich) Litauen über Lettland verlassen, um dann nach Russland  einzureisen - es ging viel schneller als wir dachten voran, bei recht geringem Verkehr. Zweimal haben wir herrlich übernachtet - jeweils mit Störchen im Hintergrund (von unserem angepeilten Stellplatz vorm Meeresmuseum in Klaipeda sahen wir ab, die kleine Fährüberfahrt dorthin kostet 30 €) .

Wir fuhren durch eine abwechslungsreiche grün-saftige Landschaft auf der A1, sichteten Rehe, Fuchs, Störche, Graugänse und überall überzieht ein gelber Teppich von Löwenzahnblüten die Wiesen, an den Waldrändern leuchten Schlüsselblumen. Die Stadt Kaunas besichtigen wir in den Mittagsstunden - an diesem Tag mit sommerlichen Temperaturen ein lebendiges Städtchen mit imposanter Synagoge, schnurgerader Fußgängerzone mit Lindenallee und vielen Eisständen - nirgendwo sah ich bisher solch eine Dichte an Kosmetikshops.

Zur Zeit sitzen wir in der Bibliothek von Dangailia um diese Seite hochzuladen.

Womo-Info:
Übernachtungsplätze auf der Strecke: Abfahrt A1/ Gagzdai  N 55 43 28   E 21 22 53.7
Parken in Kaunas , nahe der Fußgängerzone N 54 53 994  E 23 54 414
Parkplatz zum Übernachten an der Strecke zur russischen Grenze, noch in Litauen: öffentlicher Parkplatz gegenüber eines kleinen Ladens in Dangailia ( hier wäre auch 10km weiter ein Campingplatz) N 55 35 31.4   E 25 49 56.4
 

Litauen

Grenzgeschichten

Dass wir nun doch schon am 12. 5. nach Russland einreisen, obwohl wir noch sehr lange in der Bibliothek zugebracht haben, auch unterwegs uns Pausen gönnten und uns an der schönen Landschaft erfreuten, dann sogar die unbefestigte Strass nach Zilupe wählten - einfach toll, dachten wir. Doch warum nehmen sich die Letten so viel Zeit die 10 Fahrzeuge vor uns rauszulassen?? Auch wir werden gründlich kontrolliert -auch  die grüne Versicherungskarte zeigen und ein Blick in alle möglichen Außenfächer ( nach 1 Stunde sind wir entlassen).

Dann die russischen Grenzformalitäten : beim ersten Schalter werden Pässe kontrolliert und man bekommt einen Passierschein, dann wird das Auto außen und innen in Augenschein genommen und für uns eigens eine englischsprachige Zöllnerin geholt. Sie nimmt es dann auch sehr genau und stutzt über mein Backpulver mit arabischer Aufschrift (aus Marokko) - das Kuchenbildchen darauf und meine Versicherung, dass ich das zum Backen brauche ( also gut, man kann auch Ameisen damit töten) beruhigt sie dann doch , denn sie will eigentlich keine komplizierte Arbeit mit uns haben, verliert auch kein Wort zu viel- warum sie sich wohl nicht für die Toilettenschränkchen interessiert?
Geschafft, dann noch die Zollerklärung doppelt ausfüllen, englisches Formular und dieser Zöllner spricht sogar deutsch und ist sehr freundlich. Doch dann geht plötzlich gar nichts mehr, der Wagen vor uns wird nicht abgefertigt , wir dann auch nicht weiter, unsere Papiere werden nicht in Empfang genommen - das Computersystem ist abgestürzt,. Dabei ist erst morgen Freitag der13. Volle drei Stunden dauert es, bis alles wieder funktioniert. Jetzt wird nochmals unser Auto inspiziert, dieses Mal klettert der Zöllner aufs Dach, sieht dann aber doch vom Öffnen der Dachkoffer ab, ist ihm irgendwie alles zu staubig, will nur wissen, was das für Platten sind: Sonnenkollektoren. Noch die Stempel und wir sind in Russland ( das Prozedere hätte  nicht einmal eine Stunde gedauert) -  gesamt waren es dann doch fünf Stunden!
Jetzt noch die Autoversicherung abschließen und prompt übersehen wir das kleine blaue Versicherungskabuff  vor der zweiten Tankstelle, aber es folgt links ein kirchenähnliches Motel in Holz mit einem Anbau, und da Uli das Wort für Versicherung drauf hat, fahren wir dieses Büro an - ein blinkendes LED -Schild  "geöffnet" lädt uns ein - ich bin mir nicht ganz sicher, dass dies ein Büro sein soll und kein einschlägiges Etablissement. Uli muss öffnen, puffig die Sofas - doch , oh Glück , es ist eine eine Versicherungsfachkraft, die sehr verlegen ihr Handy ausschaltet und sich unserer Angelegenheit annimmt und mit hochroten Wangen, zwei Hilfeanrufen, viel Entschuldigungen, haben wir nach einer knappen Stunde ( warten hatten wir ja heute gelernt!)  eine Versicherung für zwei Monate. Preis: 5500 Rubel.
Schnell ist ein Stellplatz am See gefunden - Romantik pur. Unbehelligt in Begleitung von Vogel- und Froschkonzerten  verbringen wir hier einen langen hellen Abend und eine ruhige Nacht - und dann ist Freitag, der 13. Die Hauptstrasse nach Moskau ist neu geteert, bis zur nächsten grösseren Stadt  ( Velikie Luki)geht es durch Birkenwälder, ich entdecke große Flächen mit Maiglöckchen. Ein herrlicher Sonnentag! Im städtischen Supermarkt staunen wir über das große Angebot, finden einen Bankomat und erhalten unseren Internetzugang sehr problemlos, auch wenn hier niemand englich spricht. Daraussen machen wir Bekanntschaft mit zwei Jungen, die mühsam mit dem Übersetzungsprogramm ihres Smartphones mit uns reden wollen, aber das klappt irgendwie nicht, genauso wenig wie ihre Kamera - na, da mache ich halt ein Foto.

Bildergalerie

Pfingstsonntag, 15.Mai

Wieder ein herrlicher Sonnentag, es weht ein rechter Wind - und wir sind in Moskau, auf dem Campingplatz Sokolniki, am Rande eines großen Parkgeländes. Gestern hatten wir einen guten Fahrtag, die Strasse, zum Teil Autobahn war sehr gut befahrbar, so dass  wir in einem Rutsch bis Moskau durchfuhren - mit Mittagspause an der Wolga. Unterwegs hatten wir einen großen Räucherfisch erstanden.

Moskau zeigte sich uns bei strahlend blauem Himmel, wie andere Großstädte auch, MC Donalds gleich zu Beginn, dann Hochhauskomplexe, spezielle Brückenkonstruktionen und fünfspurige Strassen. Der Verkehr dicht, aber für Uli kein Problem, zumal auch alle ganz brav  in Spuren blieben, zwar diese öfter und wild wechselten. Die Navi führte uns sicher zum Campingplatz, doch dieser wurde verlegt, wir bekamen eine Skizze, doch damit fanden wir erst einmal nichts, dann sogar auf Strassenbahnschienen gefahren zum Ziel - und was sehen wir als erstes auf dem Platz : einen Sprinter mit MS- Kennzeichen, die kennen wir doch? tatsächlich, Jessi und Jens ( Baikalsprinter), sind hier auf dem Weg nach Weißrussland gelandet) - das gibt ein herzliches Wiedersehen und wir lernen auch ihre russischen Freunde Olga und Philipp kennen - da gibt es schon  mal die ersten Tipps - und heute ist gemeinsamer "Ausflug" angesagt.

 

Womotipp: Koordinaten für den neuen Campingplatz  N 55 ° 48` 56.9 E 37° 40`34.8 

Von der Wolga bis Mokau

16. 5.
Mit müden Beinen kann man immer noch schreiben :  am Sonntag hatten wir ein tolles Programm mit unseren Baikalsprintern und deren russischen Freunden Olga und Philipp. Zunächst richten sie uns eine Telefonverbindung ein, die für Deutschland perfekt ist - müssen wir haben, um Kontakt aufzunehmen zu unserem Wohnblock ( zu Rita und Kurt) denn mittlerweile löst sich schon die Tapete in der Küche von der Wand, ein Wasserschaden von denen “Über-über- uns” , zum Glück kümmert sich Sohn Florian schon mal.  ( er meint, das beste ist, die nächsten Monate nicht zu hause zu sein, damit alles trocknen kann - wir bleiben gelassen).
Ausflug zum Ismailowopark, ( hier hat Zar Peter der Große gewirkt) dem größten Moskaus  und sechsmal größer als der Centralpark New York - nun dieses Ausmaß können wir nicht erfassen, aber der kleine Ausschnitt mit Kunsthandwerk, Flohmarkt, Fleischspießessen, Kirchenbesichtigung, Birkenwäldchen, ist auch schon genug.
Heute dann, verabschieden sich Jens und Jessi und wir sind auf uns selbst gestellt. Mit Tram und Metro geht es zum Kreml - irgendwie ist einem dieser Platz bekannt und wenn man dann da steht, denkt man “ja, genauso habe ich es mir vorgestellt” und doch gibt es viel zu entdecken. Wir haben besonders Spaß im Kaufhaus Gum, Jugendstil und Luxus pur. Eisessen und Kaffee trinken, ein paar Leckereien im Spezialtitätengeschäft einkaufen und wir sind glücklich - auch, dass wir ohne Probleme den Weg zum Camping zurückfinden, doch vorher noch schnell den großen Marx anschauen.

Moskau

17.5.
Wir sind in Vladimir ( 350000 Einwohner) , Kirchen, Kathedrale, Tourismus.
Von Moskau sind es ca 200km, aber allein eine Stunde brauchen wir für 40km um aus Moskau herauszufahren, der Verkehr ist dicht und zudem gibt es einige Baustellen. Dann wird die Gegend wieder sehr ländlich mit maroden bis wunderschönen pittoresken Holzhäuschen - Mittagspause mit Schawarma ( Kebabrolle ) ein Hochgenuss und Erinnerungen an Oman werden wach - der Imbisswirt kommt aus Zentralasien, wie er in gutem Englisch sagt. In Vladimir laufen wir uns die Füße platt und zum Abend fahren wir an den Fluss runter, was für unsere Navi eine unlösbare Aufgabe ist. Jetzt stehen wir hier im Angesicht der beleuchteten  Uspenskikathedrale - wir gehen nicht raus, denn da wartet eine Armada blutrünstiger Mücken auf uns.

Vladimir

Info und Tipps zum Zahlungsverkehr ( aktuell Mai 2016)
Tanken und Geschäfte mit EC oder Visacard ( auch Kleinstbeträge).
Bankomaten geben höchstens 6000 Rubel raus ( evt. kann man mehrere Male hintereinander die Karte bedienen)
Telefonkarten bekommt man bei Megafon ( grün) oder MTC  (rot)  - jeweils nach Registrierung mit Pass- bitte drauf achten, dass die Karte für ganz Russland gültig ist, sonst bekommt man nur eine regional gültige - außerdem noch zusätzlich ein Guthaben aufladen lassen, enthalten sind 70 MGb Internetguthaben - für den Computer braucht man eine Extracard, bei MTC die 4G), auch hier muss man neu aufladen an den Automaten (das ist relativ einfach: Cardnummer eintippen und Geldschein reinschieben, pro Tag 50 R - nacht von 1Uhr bis 7 Uhr gratis)  

Info Sokolniki - Campingpark ( Sokol = Falke)
Im Park gelegen mit WC-Anlage, eine Dusche im Behinderten-WC , sehr großzügig und warm, Waschmaschine, befestigte Stellplätze, Gruppenraum, Betonlochsteine mit Gras, eher eng. Büro geöffnet von 10 - 18 Uhr. Hier kann man sich auch registrieren lassen.
Für Besichtigungen in Moskau nimmt man Tram und Metro. Ausgang Camping rechts, dann  nach rechts und 100 m bis zur Haltestelle , Tram 25 fährt bis Endstation ( rosafarbenes Gebäude) man zahlt im Tram, reicht eingangs durch kleine Klappe der Fahrerin 50 Rubel rein, bekommt Ticket, mit dem man das Drehkreuz öffnen kann - nach entspannten 20min durch grünes Parkgelände, erreicht man die Metrostation “Sokolni”: auf die große Promenade zugehen am KFC-Chicken vorbei, dann sieht man das rote M vor einem Hochhaus. Hier im Automat Ticket ziehen ( 50Rubel) ,auch nettes Personal hilft und zeigt Richtung. Die rote Linie 1 fährt bis zum Kremel - 6Stationen, unten gibt es Wegweiser ( lesbar! Und vieles in engl.) , so dass man entscheiden kann, an welcher Stelle man an die Oberfläche will. ( zu empfehlen Ausgang 6)
Wer dann noch auf dem Rückweg einkaufen muss: nahe der Haltestelle Sokolni sind Bankomat, Telefongesellschaften und Supermarkt. - Viel Erfolg!

18.5.
Wer am Fluss Nerl übernachtet, hat nicht nur die Aufgabe mit Mücken fertig zu werden, sondern auch mit dem Güterverkehr der Transsibirischen Eisenbahn zu tun, die Rangieranweisungen werden über Lautsprecher durchgegeben und wir können sie die ganze Nacht verfolgen.
Da die Navi es nicht schafft, uns Richtung Susdal zu führen, frage ich nach dem Weg. Na, bitte, das klappt auf russisch schon ganz gut, und in einer Stunde sind wir in Susdal - als erste Touristen, um halb elf. Doch bald füllt sich das Örtchen, das vorwiegend aus Kirchen besteht.( bei Pumare  las ich:  8 Kathedralen und 41 Kirchen) - da kann man schon mal in einen Fotorausch kommen, und je nach Himmel, Wolken, Blau und Sonne wird es interessant. Mir stellt sich die Frage, warum gibt es genau hier solch eine Kirchendichte? Und da bietet sich mir die Gelegenheit zu fragen: eine amerikanische Mutter und Tochter aus Texas haben sich einen Guide genommen, der auch gerne meine Fragen beantwortet:
Susdal war  ein blühendes Handelsstädtchen (11000EW) aufgrund des fruchtbaren Ackerlandes und entsprechender Vermarktung von Gemüse und Früchten. Die Händler erhofften sich noch mehr Reichtum  und einen Platz im Himmel von dem Bau und dem Spenden für Kirchen.  Doch dann verlegte der Erzbischof seinen Sitz nach Wladimir und diese Stadt gewann an Bedeutung. Auch der Bau der Transsibirischen Eisenbahn über Wladimir um die Jahrhundertwende entzog nochmals Susdal seine Bedeutung und führte zur Entvölkerung. Die Holzhäuser wurden verlassen, zerfielen, was blieb, waren die Kirchen - und so sieht es heute aus. Viel Kitsch, Kunsthandwerk, nicht ganz wie Rotenburg ob der Tauber. Mich erinnert es  von der Stimmung her an Besuche meiner Kindheit im Harz.
Eine kleine Erzählung am Rand: In einem kleinen Laden mit Theke wollen wir Salat, Pirogen  einkaufen - die Bedienung räumt gerade auf und ein und sagt, ”gleich, noch ein paar Minuten” und füllt in aller Seelenruhe die Theke auf - das wird uns dann doch zu blöd und wir ziehen es vor im nächsten Supermarkt einzukaufen.
Dieser naht in IVANOVO , der Weberstadt und wir decken uns mit Essen und Getränken ein. ( Der  russische Merlot schmeckt wie eine Mischung aus Martini mit Essig - nicht sehr zu empfehlen, denn das “Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken“).
Die Stadt verlassen wir rasch um nach Pljes ( Künstlerstädtchen wie Worpswede -aber auch nicht ganz) zu fahren, einem Geheimtipp aus dem Buch von Sandra Ravioli,” Russland anders“. Und hier können wir den Tag gemütlich beenden, denn wir stehen ganz am Ende der Uferstrasse an der Wolga - mit meinem neuen Wortschatz “Moshno”?(darf man) Odna Notsh?? ( eine Nacht) winkt die Nachbarin freundlich, kein Problem!  - So ein schöner Nachtplatz. Und mit der aufgeladenen Internet Card, funktioniert auch das  tadellos.

Kirchen satt


Ausflug zur Elchfarm bei Kostroma - 19.5.
Von Kostroma aus brauchen wir noch 40min bis in Gridino, am Ortsausgang rechts die Ausschilderung zur Elchfarm auftaucht - es geht durch eine romantische -Wiesen-Wald - und Feldlandschaft auf recht guter Sandpiste ( auf jeden Fall auch für die großen Womos befahrbar). Der Eintrittspreis scheint uns sehr gering mit 150R/Person. Natscha zögert  zunächst und braucht etwas Bedenkzeit bis sie bereit ist, den Beutel mit Karottenschnitzen zu holen und uns eine Führung auf Englisch zu bieten. Das war dann doch sehr informativ: zunächst konnten wir die Jungtiere ( 1-3jährige Elche ) füttern und streicheln. Jetzt im Frühjahr, sind gerade die Jungen auf die Welt gekommen - ab dem 28.April bis vor drei Tagen waren es 26 Tiere von 30 Elchkühen. Nun kommt der Teil, den wir doch sehr befremdlich fanden: die Kleinen werden sofort von der Mutter weggenommen, die Milch wird von einer menschlichen Bezugsperson gemolken, die dann von der Elchkuh sozusagen als ihr Kind angenommen wird und dies auch ein Leben lang bleibt. Die Elchbabys werden die ersten Tage mit Flasche aufgezogen, dann trinken sie die Milch aus Händen und schließlich , nach 10 Tagen, sollten sie es schaffen aus einem Schälchen zu trinken. Wir konnten beobachten wie ein Kleines viel lieber irgendwo am Körper der Pflegerin gesogen hätte, als die Milch aus der Schale zu schlecken - wozu diese Prozedur? Zum einen kann man so die Milch dann ab Juni, wenn die Kleinen sich von Pflanzen ernähren, zum Verkauf anbieten -  meist an Krankenhäuser zur Behandlung von Magenerkrankungen oder zur Stärkung von schwachen Säuglingen -zum anderen gewöhnt man so die Tiere an den Menschen.. Wir sind also zum Probieren der Milch zum falschen Zeitpunkt hier ( sie soll wie gesalzene Sahne mit einem Schuss Mineralwasser schmecken,8 - 15% Fettgehalt). Ansonsten ist der Zeitpunkt gut gewählt, denn noch gibt es keine Mückenplage, denn dann sind die Tiere in ihrem “Sommerstall”. Allmorgendlich wird den Tieren Haferbrei angeboten, dieses nehmen auch die wildlebenden Tiere an und verschwinden dann wieder im Wald. Leider gibt es keine Elchbullen mit den imposanten Schaufeln zu sehen, außer auf dem Plakat, denn die sind wirklich wild.  Lieblingsspeise der Elche ist Birkenrinde, davon wird ihnen auch reichlich geliefert. Wir sind von diesen stolzen Tieren beeindruckt - denken an unsere letzte Begegnung mit Elchen im Bayrischen Wald, die eigentlich auch sehr imposant war  - also man muss nicht unbedingt nach Russland reisen, um Elche zu sehen - Schweden ist da auch ein guter Tipp. Doch wir sind für heute glücklich mit unseren russischen Elchen und campen noch zwei Stündchen auf dem Parkplatz, können die Touristenströme beobachten, 53000BesucherInnen pro Jahr gibt es hier!  Übrigens werden die Elche hier nicht geschossen, die Safari findet an anderen Orten statt, aber diese Farm verkauft sie dort hin. Leider dürfen wir hier nicht übernachten, es sei zu gefährlich, die wilden aggressiven Elche kommen womöglich aus dem Wald. Na, wenn das man stimmt? Gerne hätten wir dieses überprüft, aber so fahren wir nach Kostroma zurück, wo wir keinen Stellplatz an der Wolga finden und auf dem Parkplatz eines Supermarktes nächtigen werden. Vorher gibt es noch ein Fotoshooting im Butterblumenfeld.
Koordinaten der Elchfarm: N 57°40´28.0  E 41°12`20.5

Bildergalerie

21.Mai
Eigentlich hatten wir auf dem Luxuscamping in Suzdal übernachten wollen, doch nachmittags und zudem bei Regen schien es uns dort sehr trostlos, keine weiteren Camper - und siehe da, die entdecken wir am Ortsausgang auf einem Werkstattparkplatz: fünf neuwertige IVECO - Mobile mit seltsamen blauen Kennzeichen, die sich als Chinesen entpuppen. Sie winken  und wäre da nicht dieser fiese Regen, wären wir vielleicht ins Gespräch gekommen. Im Nachhinein tut es uns leid, dass wir den Regen nicht ausgesessen haben, sondern weiter nach Wladimir  gefahren sind, um dort auf dem riesigen Parkplatz vom Globus zu parken. Abends hört der Regen auf, wir kaufen ein und dann wird der Himmel tatsächlich wolkenlos - Vollmondnacht  - wir schlafen herrlich und als der Sonnenaufgang Uli wach werden lässt,um fünf Uhr, lädt er gratis die Zeit runter ( zur Erinnerung: von 1Uhr nachts bis 7Uhr ist Internet bei MTC gratis) . Kein Wunder, dass wir dann schon um 11 Uhr ( nach 200km) vor Nischni Nowgorad unsere Mittagspause bei einer Tankstelle einlegen, mit leckerem Angebot: “Kaffee Latte mit Hühnchenpirogge”
So  gestärkt schaffen wir den dichten Verkehr um die Stadt, verfahren uns, denn die Straßenführung ist nicht ganz eindeutig, der Verkehr , vor allem LKWs , ist sehr dicht . Und so haben wir dann um 13.30Uhr die Nase voll und fahren in Rabotki an die Wolga - welch schöner Nachmittag. Hier bleiben wir, im Land der Tataren. Die Sonne geht in der Wolga unter!

empfehlenswert an der Wolga: N 56°02`40.5   E 44° 37`26.7

Auf der M7 gen Kazan

22.Mai
Morgenstimmung an der Wolga und als wir durch Rabotki fahren, ist die Ortsmitte voll geparkt mit Gottesdienstbesuchern, der Priester in orangefarbenem Ornat mit 5Tagesbart und Haarschwänzchen begrüßt die Gottesdienstbesucher per Hand, während er mit seinem Handy rummacht: ruft er jetzt noch potentielle Gottesdienstbesucher an oder versucht den “Draht nach oben” zu bekommen? - eine makabre Szene, die ich noch lange vor Augen habe, während wir wieder auf der M7 gen Osten dieseln. Mit uns unendlich viele LKWs und es geht nicht wirklich schnell voran.
Abfahrt nach Tscheboksary, hier parken wir vor der Oper, wieder mit Wolgablick, die Strassen überschwämmt, da wohl gerade ein Regenband uns vorausging. Jetzt kommt die Sonne und die Leute raus. Moderne Stadt mit Souvenirmeile a la Weihnachtsmarktbuden. Wir entscheiden uns dem Tipp von S. Ravioli ( die bei mir immer “Frau, die aus der Dose kam” heisst) zu folgen und durch die Republik Mari El zu fahren, da diese angeblich sehr besonders für ihre Sauberkeit steht -irgendwie haben wir das nicht mitbekommen, statt dessen: 30km Lochstrasse, d.h. drüberrasen oder   fahren im Schritttempo ( ich bin gerade daran und entscheide mich mal so mal so) . Dennoch sind wir am frühen Abend in Kazan, wollen über die Wolga auf den Zentrumsparkplatz, sehen aber noch schnell das Sträßchen rechts rein vor der Wolga - und hier stehen wir nun mit geschätzten 30 Fahrzeugen, die im Kofferraum ihre Schischas präparieren - wir sind im muslimischen Umfeld - vor uns der Blick auf die größte Moschee Europas, daneben die Kathedrale - welch religiöse Eintracht!  Und wir freuen uns einfach an diesem genialen Nachtplatz ( leider nur für kurze Mobile empfehlenswert  - aber versucht es einfach)
GPS  N 55° 48`30.9     E 49° 06`01.4

Rabotki bis Kazan

23.Mai
Ganz  so genial war es dann doch nicht, denn nachts stieg die Discomusik auf atemberaubende Dezibel, wir haben mit unseren Kopfhörern  geschlafen - schade, dass es davon kein Foto gibt. Morgens kommt eine Müllbrigade und beseitigt in kurzer Zeit den Unrat.
Zur Besichtigung des Kremlkomplexes fahren wir in die Nähe, auf dem Zentrumsparkplatz  sind noch freie Plätze- aber nichts zu machen, die Schranke bleibt geschlossen, auch von der anderen Einfahrt kein Erfolg  - und wir bleiben stehen, um zu beratschlagen, was wir nun machen. Da kommt jemand vom Parkpersonal und weist uns den genialen Parkplatz beim Verbotsschild vorm Feuerlöschteich zu “gratis” - 20minutes - das konnten wir auf keinen Fall einhalten - aber war auch in Ordnung, denn in der Zwischenzeit haben wir den Kreml umrundet, innen diverse Gebäude besichtigt und das Spektakel des Tages beobachtet und uns in gutem englisch erklären lassen: am 24.Mai ist Tag der Slawischen Kultur, besonders der kyrillischen Schrift - heute werden zu diesem Anlass verschiedenste Chöre vor dieser Kulisse singen - ein Video wird dann in Nachtarbeit erstellt und morgen bei der großen Feier auf dem Roten Platz in Moskau auf Videoleinwand eingespielt. Wir beobachten die kleinen und großen Stars, die Schulklassen und entscheiden uns, nicht bis zu den Aufnahmen zu warten. Währenddessen wird auch immer noch geputzt und Eisbegonien im Akkord gepflanzt.
Zurück zum Zebra, werden dort gerade die  erste Serie Rikschas geliefert, zusammengebaut und Probe gefahren.  Wir verlassen Kazan und sind begeistert von dem guten Straßenzustand, dem Erscheinungsbild im Jugendstil und freuen uns am schönen Frühlingswetter, so geht es vergnügt gen M7 - und siehe da, der Verkehr fließt gut, auch nicht mehr so dicht, die Strasse neu ,das räumt.
Nach ca 30km machen wir dann doch einen Halt, eine geniale Raststätte mit WIFI , guter Fresstheke,
Und dann schaffen wir tatsächlich 400km  - immer schön im Wechsel gefahren - zum sog. Campingplatz in Izhevsk - ich bin nach einer Stunde Stadtdurchfahrt nicht  nur durchgeschwitzt, sondern fertig, zumal dieser Platz im Hinterhof nun gar nicht akzeptabel ist - also noch mal ein paar Strassen weiter, wo ein ganz neues Einkaufszentrum mit Mac Do auf uns wartet . Da stehen wir recht ruhig an der Seite, wo niemand stört. Und morgens wartet das WiFi auf uns.

Kazan

24./ 25.Mai
Wir machen Pause - an einem See hinter Perm, auf dem Weg zum Gulagmuseum,Perm36 vor Chusovo -auch mal wieder Anlass den Archipel Gulag von Solschenizyn sich vorzunehmen, dank E-book kein Problem, auch die Russischen Märchen habe ich runter geladen.
Der Streckenabschnitt von Izhevsk bis Perm fuhren wir auf der Nebenstrecke über Votinsk - entdecken in dieser hübschen Stadt ein Tschaikowsky- Museum. Landschaftlich ist die Strecke bezaubernd, auch hügeliger, zum Teil hohe Kiefernwälder., die Strasse nennen wir “Zuckerbrot und Peitsche” ( wer noch nie in Russland war, kann isich schwerlich vorstellen, durch welche Löcher man kriechen muss oder Schwellen durchfahren - die Halswirbel sind in ständiger Gefahr rauzuspringen und der Kopf fühlt sich wie nach einem Schleudertrauma an)
Das Wasserkraftwerk am Stausee bei Perm ist gewaltig.
Lange brauchen wir dann, um diesen schönen Platz am See zu finden - nicht aufgeben wird belohnt. Man könnte im See schwimmen gehen - die jungen Leute, die später auch noch hier landen, machen es uns vor. Sie wollen ein Abendessen zubereiten, haben kein Feuer dabei - wir schenken ihnen ein Feuerzeug, als Gegengeschenk bekommen wir “Souvenir aus Perm”, ein Paar Fahrradhandschuhe - die werden wir beim Besuch in der Eishöhle tragen.
Dann sind wir alleine, in der Ferne braut sich ein Gewitter zusammen, doch wir bleiben im Trocknen. Die Vögel zwitschern und machen Krach wie im Urwald - die Nacht ist kurz, nur drei Stunden ist es dunkel.
Ein gemütlicher Tag beginnt, Stühle und Tisch sind draußen aufgestellt, der Morgenkaffee - einfach herrlich, es ist Sommer ! - der Baikalsee scheint unendlich weit weg. Ein fauler Tag, Uli geht schwimmen, wir waschen etwas Kleidung und das Zebra. Der Besitzer dieses Seegrundstücks lässt sich auch sehen, zeigt stolz, wo er das Banja und ein großes Haus errichten wird, morgen kommt er gegen Abend hier arbeiten. Wir bedanken uns, dass wir hier campen dürfen und denken, diese Koordinaten brauchen wir nicht weitergeben - so langsam wird das gesamte Seeufer verbaut sein - schade.

Um Perm

26.Mai
Besichtigung des Perm-36 Gulag-Museum ( ein Muß, da das einzige russische Gulaglager, das als Museum erhalten ist)
Die Strecke durch die Ausläufer des Ural ist  wunderschön - Mischung aus Harz und Allgäu, dazu blauer Himmel . Die gelben Wiesen haben sich in weiße Pusteblumenwiesen verwandelt, dennoch gelbes Blühen am Rand mit Ackersenf und erste blaue Lupinen zeigen sich - und dann entdeckt Uli da auf einer Lichtung etwas , dreht, und tatsächlich, eine dicke große Elchkuh hat auf uns gewartet, bevor sie dann doch im Wald verschwindet. Das war es dann aber auch für heute , was der Seele gut tut.  Wir wollen uns das Arbeitslager Perm36 anschauen ( wer Interesse hat, sollte bei Wikipedia nachlesen). Hier wurde in den Jahre 43 -47 die Holzarbeiter für die Rüstungsindustrie gebraucht, 1954-1972 dann Lager für Dissidenten). Das Bedrückende eines Arbeitslagers wird hier aufgehoben durch eine Fotoausstellung und “nette” Präsentation. Wer die dramatischen gezeichneten farbigen Aquarelle finden will, muss schon genauer suchen. Wenn man denkt, man hat es geschafft nach einer ganz persönlichen Führung , in unserem Fall von Olga auf russisch, irrt sich, denn nun wird man zu einem staubigen Fußmarsch, ca 500m eingeladen/genötigt - na für 600R sollte ja noch mehr drinliegen! ( - hoffentlich kommt kein weiteres Auto und nebelt uns ein, meine Zähne knirschen von Sand) um noch ein weiteres Lager, das extrem streng geführt wurde , von 1980-87 , zu besichtigen. Eindrücklich der 4qm große “Hof”/ 3m hoch  mit dem Blick zum Himmel durch Stacheldraht, kaum kommt die Luft an solch einem warmen Tag hier herein. Gearbeitet wurde an der Herstellung von Kleinteilen für Bügeleisen. … Wir erholen uns von diesem “Ausflug” in einem ganz kleinen feinen gut klimatisierten Supermarkt - bei free WIFI.
Und da ist sie die sprichwörtliche russische körperliche Distanzlosigkeit: drei Verkäuferinnen versuchen in meinem Labtop das Wifi einzuschalten und erdrücken mich fast dabei - zum Glück sind sie dabei ganz nett.
GPS N58°15`46.1``  E 57°25`54.4``

27.Mai
Nach einer wundervoll ruhigen Nacht auf dem Parkplatz der Eishöhle von Kungur gehören wir morgens zur ersten Besichtigungsgruppe  - mal wieder auf russisch - und so können wir gelassen vor allem schauen und uns an Eis- und Gesteinsformationen, Seen und Gängen freuen - eine Stunde dauert dieser kalte  Spaziergang ( wir hatten uns gut vorbereitet auf die -5°) unter der Erde. Oben angekommen sind die 30° nun noch schwerer zu ertragen.
Und dann geht es immer weiter auf die Europa - Asien- Grenze zu - wir fühlen uns durchgekocht. Durch Zufall haben wir sie entdeckt und nun zu unserem Nachtplatz erkoren, auch wenn der Verkehr etwas laut rauscht - Peter hat uns gerade noch rechtzeitig gemailt, dass sich laut google earth 500m hinter uns noch das "richtige" Denkmal befindet ( morgen werden wir es suchen!)
GPS 56°D52`04`` E 60° 02`40.7``

Perm bis Asien

28.Mai
Die Mücken sind auch schon wach, die Wäsche gewaschen und mit genialer Leinenkonstruktion in unserem Wohn-Schlafzimmer zum Trocknen aufgehängt - doch erst die Abendsonne bringt den Erfolg.
Dazwischen erleben wir die 4. Größte Stadt Russlands: Jekaterinburg -  im Samstagvormittagverkehr sehr harmlos. Der Parkplatz vor der Erlöserkirche ist genial ( hier könnte man auch gut nächtigen!) . Bei einem ausgedehnten Spaziergang an der Uferpromenade entdecken wir das neue Kinogebäude, beobachten die neuste Mode, Liebespaare, junge Familien, mal wieder einen Kindergeburtstag mit verkleideten Prinzessinnen, bestaunen die Sky-line mit modernster Hochhausarchitektur, die zum Kontrast der prächtigen Bauten aus den Jahren 1820 (plus) stehen - und kann kommt ganz plötzlich der Wind, der Regen mitbringt, aber genauso schnell auch wieder verschwindet - auch wir verlassen bald diese recht wunderschöne Stadt.
Nun beginnt für uns die Reise durch Sibirien - tatarisch: sib ir = das schlafende Land.
Was verbindet man damit? Wir spüren sofort einen deutlichen Unterschied zu der bisherigen Strecke. Die Strasse unebener, die Automarken nicht mehr vorherrschend Nobelmarken und Nobel-SuVs, sondern nicht ganz neue Ladas und es scheint der  Russische Tag des Abschleppens zu sein. Die Dörfer und Häuschen deutlich ärmlicher und die pittoresken Holzhäuser sind bewohnt. Was Uli am meisten erschüttert: die Tankstellendichte nimmt ab, oder sie liegen nicht mehr direkt an der Hauptstrasse, die Rasthöfe haben zwar wie gehabt ein großes Cafe, aber keine Tanksäulen,  und wenn, dann  sehr altertümliche Zapfsäulen, nehmen auch plötzlich nur noch Bargeld -wir fahren eine einigermaßen moderne Tankstelle an und füllen erst einmal sofort den Reservetank auf.
Abseits der Hauptstrasse fahren wir 10 km an einen See - doch es gibt die Zugangsstrasse, die die Navi anzeigt nicht mehr - nur Acker weit und breit - ein Stück zurück und wir entdecken zwei Fahrspuren über den Acker, bei unserer Erkundung zu Fuß stellen wir fest, das würde gehen. Der wolkenverhangene Himmel und ein Zelt dort unten halten uns davon ab runter zu fahren , wir richten uns oben ein - mit Blick auf See und freuen uns, dass es jetzt doch wolkenlos und wunderschön ist - und sooo still: sib ir - schlafendes Land! Es sind nachts nur noch 5° !!

Jekatarinburg - und jetzt durch Sibirien

29./30.Mai
Region Tjumen und Stadtbesichtigung Tjumen
Die Fahrt durch die Westsibirische Tiefebene ist erholsam für das Auge, doch der Köper wird durchgeschaukelt. Wir sind froh die Hochhäuser von Tjuman am Horizont zu sehen, der Tjumencampingplatz soll bald erreicht sein. Interessant der Straßenverkauf: Kipplaster bieten verschiedensten Bausand an - eine riesige Auswahl.
Auf dem Campingplatz pulsiert mit entsprechender Lautstärke russisches Ferienflair, auch intensivste Grilldüfte schlagen uns entgegen - das ist uns am Abend zu heftig und so drehen wir, fahren nochmals ein paar Kilometer zurück um recht ruhig am See mit Blick auf Insel und Dorfrand zu stehen - später gesellt sich noch ein Pärchen mit Zelt dazu, Punkt 22 Uhr ziehen sie sich zurück. Wir konnten ihren Kampf mit den Mücken beobachten und jetzt wissen wir, auch diese Russen scheinen kein Rezept gegen die Plagegeister zu haben. Wir genießen indessen mit Panoramablick die Abendstimmung - ohne Mücken!
Am Montagmorgen ist Stadtbesichtigung in Tjumen angesagt und dank Sibirienband von Bodo Thöns sind wir gut vorbereitet, befahren die Respublika und die Leninstrasse und haben so schon mal einen Überblick, nach erfolgreicher Parkplatzsuche ( bewacht und irgendwie gratis) laufen wir dann nochmals alles ab. Besonders beeindruckt uns das Studentenleben, dann die Schulklasse, die Aquarellmalerei im Freien praktiziert, die alten Gebäude, die zum Teil gut renoviert sind und dazu Neubauten - ein interessantes Nebeneinander. “ Tjumen gilt als die Mutter der sibirischen Städte , denn hier begann die russische Expansion hinter dem Ural.” ( Thöns) - Wir finden es angemessen dieser Stadt etwas mehr Zeit zu widmen. Den Zirkus finden wir noch, hier stammt der russische Clown Oleg Popov her - das Riesenrad ist eher nicht riesig. Unser Tipp: unbedingt ein Abstecher wert.
Dass wir es dann noch bis Ischim heute schaffen, ist zum Teil auch der guten Strasse und dem geringen Verkehr zu verdanken ( und abwechselnd fahren mit guter Stärkung und russischem Essen an Raststätte hilft auch) . Zum kleinen Dorf  “Erschowo” führt ein braunes Museumsschild, dem folgen wir und landen bei einer kleinen Backsteinruine mit goldenen Türmen, viele Kinder spielen in der Dorfstrasse, eine Kuh- und Schafherde kommt uns entgegen und wird gerade ins Nachtquartier geführt, die Pferde werden etwas später geholt, sie scheuen, als sie unser Zebra sehen und die Hütejungen haben größte Mühe sie nach hause zu treiben. Wir richten uns hier am Dorfrand am Ende des Feldweges ein, hören die Transsib.Bahn und den Kuckkuck, und sehen die Sonne hinter den Holzzäunen untergehen - was die Einwohner wohl von uns denken? Ein Handyturm verheisst Internetempfang, na dann noch nicht Gute Nacht! Übrigens hat es sich abgekühlt auf eine Tagestemperatur von 13° und jetzt sind es nur noch 5°.

Region Tjumen

1. Juni
Wir sind in Omsk! (4Std der deutschen Zeit voraus!) - 5400 km haben wir bisher zurückgelegt, da haben wir eine Pause verdient. Omsk scheint uns dafür ideal, vor allem auch unser Stellplatz am Fluss, ganz in der Nähe viele Besichtigungsziele, genügend Cafes, Restaurants und Shawarma-Stände.
Die Fahrtstrecke vor Oms war sehr durchwachsen, an einer Grossbaustelle geht es nur einspurig vorbei, was eine längere Wartezeit bedeutet. Auch dunkle Wolken und Regenschauer begleiteten uns, dazu Temperaturrutsche bis auf 3° - echt sibirische Kälte. Zum ersten Mal begegnet uns ein Deutsches Mobil (Unimog in grau, Kennzeichen DA, leider sind wir schnell aneinander vorbei)
 Aus Übermut fahre ich das kleine Städtchen Tyukalinks an, Mittagszeit - und bin noch übermütiger, indem ich auf das Riesenrad zufahre - “dort muss doch ein Parkplatz sein” , na die Fotos lassen ahnen, wie schuckelig diese Angelegenheit war, als ich dann aber mich in die Seitenwege begebe, kann Uli nicht mehr fotografieren, mittlerweile fliegt der Schrankinhalt durch die Gegend - Ulis Ersatzbrille hat jetzt ein Gals weniger.
Und doch ein wunderschöner Tag: mit vielen netten Whatsapps, Blumen,  Emailgrüßen, Stadtspaziergang, Reinhard-Mey-Konzert bei Rotwein und einem Regenbogen ( danke, danke!)

Omsk -Theaterstadt


2. Juni
Wolkenloser sibirischer Abend: ich höre gerade die Töne der Transib, -wir stehen auf dem großen Paradeplatz in Barabinsk. Über 350km von Omsk entfernt - eine Landschaft, die mich immer wieder an meine Kinderzeit erinnert und ich frage, sieht das jetzt so aus, wie hinter Nordahn, oder zwischen Lamstedt und Hemmoor - ja, nur etwas weiter und größer. Ein Kiebitz, dann Kuhherden, die von einem Cowboy auf Pferd getrieben werden, Sumpf, Birken, Äcker, die gerade geeggt werden. Wie so kleine alte Trecker diese großen Felder schaffen - unglaublich, einmal ein modernes Modell. Dann, nach 300km ändert sich die Landschaft und es wird buschiger, weniger Kulturland - die Strasse ist immer noch ganz passabel - dennoch finden wir, dass wir für heute genug haben und das Städtchen Barabinsk bietet sich für die Nachtruhe an. Unser Auto weckt Interesse und schnell werden Fotos mit dem Handy gemacht - aber es ist das genaue Gegenteil wie im Iran: man belästigt uns nicht und schaut uns möglichst nicht an! Wir haben unsere Ruhe -auch schön.
Uli faltet die Landkarte auf, nachdem wir  mal wieder eine Seite fertig haben - noch mal eine Seite und wir sind am Baikalsee! (s.Foto)

Auf dem Weg nach Novosebirsk

3.Juni
( heute bin ich 8 Jahre Großmutter - und die Telfonverbindung zu Enkel Noah klappt hervorragend- gerne wäre ich auch jetzt bei ihm)
Novosibirsk erreichen wir am Nachmittag, der Freitagverkehr ist mäßig , alles will aus der Stadt raus. Wir fahren über den Ob in diese 1,5 Millionenstadt ein, sehen rechterhand einen großen Parkplatz des Leroy Merlin Marktes und schon haben wir unseren Nachplatz mit Fluss-Sicht - und abendlicher Shishaparty , wie gehabt, die Bässe dröhnen! Nur mal eben Stadtluft schnuppern, doch daraus wird dann gleich eine ausgiebige Stadtbesichtigung bis zum Leninplatz, beeindruckend das Gebäude des Operntheaters mit seiner hohen Kuppel. Eine moderne lebendige Studentenstadt, die wir auf den ersten Blick sehr sympathisch finden. Beim Einkauf in einem kleinen Laden werden wir auf deutsch und englisch angesprochen, man empfiehlt uns unbedingt das Freilichtmuseum am Baikalsee - na, das haben wir ohnehin auf dem Schirm. Üppige Obststände  vor unserem Parkplatz, kunstvoll drapiert - von Avocado bis Zitronen ist alles zu haben - laden zum Kauf von leckeren Kirschen ein.

Haupstadt Sibiriens - Novosibirsk

4.Juli
Novosibirsk- wir müssen morgens unbedingt zum Bahnhof fahren - ob er aussieht wie eine Lokomotive? Wir können vor dem Bahnhof am Seitenstreifen gegenüber der Polizei parken - der Bahnhof ist sehr groß - aber wie eine Lokomotive? Unsere Phantasie reicht da nicht aus. Wir machen Fotos, auch von den Marktständen davor , kaufen Würstchen, und besichtigen das Gebäude von innen - grandios: wie in einem Flughafengebäude, sehr sauber, viele Wartende, ein Blick auf die Gleise der Transsib. - diese Reisenden werden vor uns in Irkutsk sein.
Dann nochmals parken in der Leninstrasse - auch das ist gut möglich.  Wir geraten inmitten einer Feier der KPRF, buntes/rotes Treiben - irgendwie makaber: Stalinplakat, koreanische Touristen schmeißen sich in die Militärkleidung, lassen sich in wilden Angpriffsposen mit Kalaschnikows lachend fotografieren. Im Hintergrund spielt die Dixieland Band. Die Veteranen stehen mit Orden behängter Brust  vor russischen Oldtimern und genießen das Publikum und die Fotografen. Ältere Frauen ( so wie ich) rocken vor der Bühne, eine Schöne schöpft traditionellen Brei aus der Gulaschkanone - und wir zwei Deutsche mittendrin und wundern uns.
Wir gehen durch lange Schlangen Schachtuniertische und landen im Parkcafe - hier genießen wir den Blick ins Grüne und die leckeren Salate - dies ist unser ganz heißer Tipp für Reisende nach Novosibirsk: unbedingt ins Parkcafe einkehren -auf die Terrasse setzen und unbedingt auch innen mal schauen, der Kaffee und die Salate sind exquisite!
Abendstellplatz 100km weiter im Grünen passt da, wir genießen diesen rituellen Ort ( ja, wir erleben mit, wie drei Personen zwischen den Birken ein Ritual begehen, irgendetwas verstreuen, vergraben ..  - aber warum haben wir am nächsten Morgen einen Plattfuß???
5.Juli
Schon vor 9Uhr startklar, nur noch das Gas abstellen, Uli: “wir können nicht losfahren, wir haben nen Platten!” - na, dann an die Arbeit, aber erst einmal gründlich einsprayen , Mückenalarm. Ich geh mal gen Strasse - immerhin stehen wir ja fernab in der Botanik. Als ich dann auf die Hauptstr. komme, biegt in diesem Moment ein dunkler SUV auf unseren Feldweg, ich stoppe sie, deute an, dass wir da hinten Hilfe brauchen und sehe die Uniformen - na, da bekommen wir Hilfe in Form von Handschellen und Pistolen, auf ihren Jacken steht fett: Ochrana - danke!!!   Nach 100km finden wir eine Reifenwerkstatt und um 13 Uhr sind wir wieder flott ( 500Rb)     - und während ich das jetzt schreibe auf dem Platz des Ehrenmals von Mariinsk, nach 300km. wo wir unseren nächsten Stopp machen, schon im Supermarkt eingekauft haben, leckeren Salat  zubereitet haben und getrunken! , klopft es - ein Polizist: wir sollten hier lieber nicht stehen bleiben, zu gefährlich, böse Leute -  Wir: “nein, wir können nicht weg, haben schon getrunken” - “ kein Problem, kommt mit mir” - also, wir packen, alles fahrtsicher ein und folgen ihm einen Kilometer zur Polizeistation - Schranke - und jetzt stehen wir hier  - ganz sicher, eingesperrt und werden wohl gut schlafen. (ich bearbeite noch die Website) Übrigens finde ich es hier nicht so ruhig, denn ständig ist ein Kommen und Gehen, und was, wenn noch Schwerverbrecher angebracht werden oder Randalierer. wir werden berichten.

von Novosibirsk bis Mariinsk

6./7.Juni
Neuer Standplatz: Krasnojarsk Insel, am Wasser beim Sportstadion.
Hier ist es wirklich schön, und es ist mal wieder Erholung angesagt -allmählich nagen die Kilometer an uns. Gestern war ein besonderer Tag, nachdem wir problemlos den Polizeihof verließen, lieber den Morgenkaffee außerhalb zu uns nehmen, wollen wir mal richtig Kilometer machen - das schaffen wir auch bis zum Abend, doch dazwischen: Reifenpanne, kompliziertes Wechseln und noch komplizierteres Reparieren ( wir erwischten eine Werkstatt, wo jemand eigentlich keine Lastwagen behandelt, wir lassen den Schlauch nicht flicken, sondern “opfern“ unseren Wechselschlauch - d.h. wir ersetzen den kaputten Schlauch, hätten wir schon längst tun sollen) - und das alles bei Gewitterregen. Um so glücklicher sind wir, als wir abends bei einer von Armeniern geführten Raststätte übernachten dürfen - ein kleiner Familienbetrieb mit liebevoll zubereitetem Essen - das tut nach diesem Tag gut!!
Bis nach Krasnojarsk - die Landschaft, waldiger, bergiger - sind es nur noch 35km, - da haben wir genügend Zeit zur Stadtbesichtigung - mal wieder vom Charakter her eine besondere Stadt  - zwar finden sich auch die alten Gebäude, mehrheitlich auch roter Backstein , Jugendstil, die großen Parks  -aber doch alles eine Nummer weniger mondän, sondern mehr wie Bochum. Wir kehren in den Balkangrill ein, ein von Serben geführtes Restaurant.
Zur Zeit sind hier Frühlingsferien und im Park ist großes Kirmesspektakel. Beim Auto werden wir von “Denis” angesprochen, wir können uns nicht vor seiner Energie retten und schon sitzen wir mit seinem Laptop im Zebra und schauen einen Film von “seinem” Festival an, das er für Familien mit Geländefahrzeugen organisiert - nur 100km von hier, wir sollen doch unbedingt kommen, Italiener, Amerikaner und … keine Deutschen  sind angemeldet. Viel Schlammspaß garantiert ??? Er will uns morgen telefonisch kontaktieren - wir denken, dass ist eher nicht etwas für uns, oder doch?
Hier auf der Insel ist Sommer- und Badestimmung., bei 27° und leichtem Wind sehr angenehm.
können wir empfehlen: N 56°12`24.8`` E 92°17`26.1``(armenischer Grill plus Schlafplatz)

Schlafplatz auf der Insel: N 55°59`59``  E92°53`05.5``

Krasnojarsk

12.Juli
Genau einen Monat sind wir nun in Russland - wir haben drei intensive Begegnungstage hinter uns. Dass ich mal an einem Schlammfestival  teilnehmen würde, hätte ich nicht gedacht, und dass wir daran auch noch so viel Spaß haben würden erst recht nicht. Da gibt es jetzt viel zu erzählen, an dieser Stelle vielleicht so viel: !00 km nördlich von Krasnojarsk am Fluss Yenissei in der Nähe des Dörfchens Ystok findet das Festival statt und empfehlen jedem auf seiner Reise gen Osten doch einen Abstecher an diesen - von Poeten hochgerühmten Fluß zu machen: Birken- und Kieferwälder, Wiesenstreifen, Wandermöglichkeiten, ein Plätzchen zum nächtigen, zelten, campen wird man immer finden( wasserreichster Fluß Russlands, 3500km lang, Quelle in der Mongolei). Das Festivalgelände liegt oberhalb des Yenessie, so dass in den Flusswiesen die Matschparcours aufgebaut werden können und die Zuschauer einen tollen Blick von oben auf das Geschehen haben - solange Wasserfurten und Dünen aus sportlichem Ehrgeiz gemeistert werden und nicht aus Notwendigkeit, kann das ja wirklich lustig sein - wir sprechen uns nach der Mongolei wieder. Für uns war außer dem Naturerlebnis vor allem die Begegnungen wichtig und was wir so beobachten konnten und als “Ehrengäste” geboten bekamen. Vollkommen lockere Organisation - dabei doch sehr professionell, so gibt es einen Lastwagen, der als perfekte Bühne dient mit einer “selbstgebastelten Elektronik, die einfach genial ist - das Lautsprechersystem mit supertollem Sound erreicht jeden Winkel des 1km großen Festgeländes - und die Musikauswahl ist für unseren Geschmack wie gemacht, so werden wir  schon mal tagsüber mit Sting verwöhnt und zum Tanzen gibt es alles aus den 80igern und 90igern ( meist englisch) , Nicht so weit her mit den Englischkenntnissen ist es bei den Teilnehmern, so sind wir froh, dass  wir eigens eine Englischstudentin und einen Übersetzer zur Seite haben -ich glaube, wir haben denen Löcher in den Bauch gefragt - aber umgekehrt auch. Beeindruckt hat uns die bunte Mischung von Familien, Gruppen, Sponsoren, Miteinander spielen - ein Ort, um gemeinsam dieses lange Ferienwochenende zu verbringen ( 12.Juni ist Nationalfeiertag), auch die Dorfbevölkerung kommt hinzu. Unser Zeltnachbar ist der Technische Hilfsdienst, Uli bekommt gleich einmal ein T-Shirt geschenkt und nachts werden wir noch mit Grillspießen verwöhnt. Bier fließt reichlich - der Vodka fließt eher nicht so, wie man allgemein denkt - Frauen trinken in der Öffentlichkeit eher nicht - und zum Anstoßen gab es jeweils nur ganz kleine Schlucke ( irgendwann waren die Flaschen trotzdem leer, es wird  gesungen, getorkelt…), das Orgateam kocht selbst - natürlich in großen Kesseln über Holz - so viel Feuer in einem Wald, das geht tatsächlich, die Feuerwehr schaut zu.
So, jetzt lass ich lieber ein paar Fotos sprechen. Nach diesem Tag, an dem wir eigentlich schon ein Stück weiter gen  Baikalsee sein wollten, haben wir mal wieder ein paar Stunden mit Reifenwechsel ( er was so dumm verkeilt) und Werkstatt zugebracht - und die Hitze war sehr anstrengend. Jetzt sind wir gewaschen - keiner glaubt, wir schmutzig wir aus diesem Kieferwald rausgekommen sind, und so stimmte für uns auf jeden Fall der Titel “grasni igri” Schlammspiele / Dirty Games. Unser besonderer Dank gilt dem Organisator Denis Sosedov


GPS vom Festplatz: N 56°36.862    E 93°44.325 jedes Jahr  am WE, das dem 12.6. am nächsten ist. Denis ist sehr an  internationalen Kontakten interessiert, vielleicht können wir ihn dabei noch etwas unterstützen.
Besonderes Familienereignis: Familie Blohm ( Hannes und Lena) hat ein neues Familienmitglied: Hedda, geboren am 10.Juni - ich bin jetzt Großtante

Wir sind ca 780 km vor Irkutsk - die vergangenen Tage ohne Internet und jetzt schwächelt es , so dass es nicht möglich ist, Fotos runter zu laden , ... die also später

 

Am Yenessie ( 2Seiten)

14./15. Juni

Wir haben es geschafft, etliche Landkartenseiten sind abgefahren und wir müssen/ können die Map vom Baikalsee rausholen. Nach dem gestrigen staubigen heißen Tag mit zwei Werkstattbesuchen und einem netten Abend mit dem Winterthurer Christophe, starten wir heute morgen in eine diesige Landschaft. Wir haben noch gut 200km bis Irkutsk und es geht ziemlich flott voran, da die Strasse oft in sehr gutem Zustand ist und die Baustellenabschnitte nur kurz, dafür aber besonders heftig. Der letzte Reifenwechsler, hatte eine geniale Idee, indem er uns “Russki Schuba” bastelt , d.h. einen Schlauch zerschneidet und auch noch in den Reifen reinschiebt -" hält bis Kasachstan" verkündet er optimistisch - na es hat knapp 300km gehalten. Jetzt haben wir alles ausgewechseln lassen  - keine Kompromisse mehr und werden berichten. Zumindest haben sich durch diese Werkstattbesuche unsere Russischkenntnisse erheblich verbessert und wir können neue Schläuche auf russisch bestellen, das Problem erklären und auch woher und wohin wir fahren.
Und so stehen wir heute Abend ganz gemütlich an einem Fluss kurz hinter Irkutsk- an dieser Stelle sei noch einmal gesagt, wie problemlos das “wild campen” ist - unangenehmer kann es da auf den straßennahen Kafe-plätzen sein, gestern wurden wir von betrunkenen Frauen belästigt. Wir freuen uns über die Stille hier und das funktionierende Internet und werden uns morgen die letzte Ertappe zum Baikalsee auf die Insel Olchon vornehmen ( alle Daumen und Reifen gedrückt!)

 

Streckenimpressionen